
„Von Beginn an unter einem sehr guten Stern“
Das Hotel einsmehr in Augsburg hat im Herbst 2020 mit 73 barrierefreien Zimmern den Betrieb aufgenommen. Für das Team aus 21 Mitarbeitenden, davon zehn Menschen mit Beeinträchtigungen, ist ein lang gehegter Traum in Erfüllung gegangen. Fragen an Hoteldirektorin Sandra Huerga Kanzler.
Im November 2020 fiel der Startschuss für ein Hotelprojekt, das seinesgleichen sucht. Welche Geschichte steckt dahinter?
Die Idee zu dem Inklusionshotel geht zurück auf die Initiative unseres Trägervereins einsmehr e. V., deren Mitglieder vorrangig Eltern von Kindern mit Down-Syndrom sind. Als Initiative Down-Syndrom Augsburg und Umgebung suchten sie gemeinsam Antworten auf die Frage, wie Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung einen Platz auf dem ersten Arbeitsmarkt finden können. Der Gedanke, dafür einen eigenen Ort zu schaffen, verfestigte sich und im Sommer 2017 konnte mit Hilfe der Aktion Mensch ein Businessplan erarbeitet werden. Das Hotel wurde dann in die Gesamtplanung der Veranstaltungs-Location Westhouse eingebunden.
Sie sind seit Baubeginn an dabei. Wie hat sich die Zusammenarbeit entwickelt?
Als der neue Multifunktionskomplex Westhouse geplant wurde, begannen die Überlegungen, neben Saal, Turnhalle, Bistro und Gewerbeflächen auch ein Hotel anbieten zu können. Von Beginn an stand das Projekt unter einem sehr guten Stern, wie sich heute in der Rückschau zeigt.
Mit viel positiver Energie und von der Idee beseelt, ein besonderes Haus mit fachlicher Führung zu schaffen, machte man sich auf die Suche nach einer erfahrenen Hotelleitung. So haben mein Mann Raúl Huerga und ich den Weg hierher gefunden. Wir hatten das große Glück, das Konzept ab der „heißen“ Bauphase im Januar 2020 begleiten und gemeinsam mit dem Architekten- und Designerteam weiterentwickeln zu dürfen.
Die Ausstattung im Haus folgt einem bestimmten Muster. Welches Konzept verbirgt sich dahinter?
Das Thema, das sich durch das Hotel zieht und immer wieder zu finden ist, heißt Pixel. Entwickelt wurde es gemeinsam mit den Augsburger Innenarchitekten von Dreimeta und beschreibt die Botschaft, dass viele unterschiedliche Pixel ein stimmiges Ganzes ergeben. Nur wenn alle ihren jeweils ganz individuellen Beitrag einbringen, wird das Bild komplett.
Komplett wird es ja vor allem mit den Mitarbeitenden. Erzählen Sie uns doch ein bisschen mehr von Ihrem Team.
Mit unserem eigenen Qualifizierungsprogramm, das von einer Sozialpädagogin und uns im Haus betreut wird, ist es uns gelungen, Menschen aus der Region für einen Arbeitsplatz im Hotel einsmehr zu gewinnen. Bei der Besetzung von offenen Stellen haben wir die persönlichen Kontakte zu Werkstätten und Förderschulen im Verein genutzt
Es ist eines unserer Anliegen im Verein, gemeinsam mit der IHK, geistig beeinträchtigten Menschen mit der Ausbildung in Hotelberufen eine gute Basis für ihre Zukunft zu bieten. Dazu gehört es übrigens unter anderem, dass die Abschlussprüfung vorwiegend praktisch abläuft. Seit April haben wir das Programm erweitert und bilden nun auch junge Menschen aus, die in Partnerhäusern und Betrieben am Ort einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz finden können.
Damit haben Sie vieles mit anderen Embrace-Betrieben gemeinsam. Warum ist das Hotel einsmehr Mitglied in diesem Hotelverbund?
Der Kontakt entstand eher zufällig bei der Entwicklung unserer Marketingkonzepts und den Überlegungen, wie ein so besonderes Haus in der Öffentlichkeit präsentiert werden kann. Die Idee der Kooperation hat uns von Beginn an gut gefallen, auch wenn wir aufgrund der fehlenden Präsenztreffen bisher leider noch keine Kolleginnen und Kollegen persönlich treffen konnten. Wir finden es wichtig, Teil eines Verbunds zu sein und Kontakte für die gute gemeinsame Sache zu pflegen.
Mehr Informationen unter www.hotel-einsmehr.de